Flüchtlingslager Zeche Zollverein – Habitable paintings

veröffentlicht um 19.07.2014, 03:18 von Hermann Josef Hack   [ aktualisiert: 20.07.2014, 13:48 ]

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Am 18. Juli errichtete Hermann Josef Hack sein Camp aus „bewohnbaren Bildern“ auf der Zeche Zollverein in Essen. Anlass war die Eröffnung einer weiteren Station der internationalen Wanderausstellung „Zur Nachahmung empfohlen!“, an der Hack neben internationalen Künstler/innen wie Olafur Eliasson, The Yes Men u.a. seit Anbeginn (2010) beteiligt ist. Neben der Installation aus zu Zelten umgewandelten Gemälden auf Zeltplanen präsentiert die Ausstellung Hacks World Climate Refugee Camp aus hunderten von Miniaturzelten für Klimaflüchtlinge. Die Ausstellung, kuratiert von Adrienne Goehler, soll anschließend zur Weltklimakonferenz nach Peru wandern und ist bis zum 4. September in Essen zu sehen. Siehe auch www.z-n-e.info.
On July 18 Hermann Josef Hack erected his so called installation „Habitable Paintings“, refugee tents made of paintings on tarpaulin on the occasion of the opening of the exhibition „Examples to follow!“ in Essen, Zeche Zollverein. Hack’s installation World Climate Refugee Camp is part from the beginning of the show, starting in 2010 with international known artists like Olafur Eliasson, The Yes Men and others. The show curated by Adrienne Goehler will stay in Essen until 4. September and hopefully will get then to Peru during the COP 20 World Conference on Climate Change.
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Curator Adrienne Goehler explains Hack’s installation World Climate Refugee Camp to the media, Zeche Zollverein, Essen, 18 July, 2014

Die BROTE ARMEE besetzt die ART Cologne – BREAD ARMY occupies Cologne Art Fair

veröffentlicht um 02.06.2013, 00:58 von Dr. Denis Giffeler   [ aktualisiert: 02.06.2013, 00:59 ]

Schon vor fünf Jah 974_newren wollte die BROTE ARMEE in Kooperation mit der Kölner Bäckerinnung einen Panzer aus Brot auf dem Zugang zur Kölner Kunstmesse ART Cologne aufstellen. Als Zeichen gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln und für eine weltweit gerechte Verteilung von Wasser und Lebensmitteln wurde der Brotpanzer aber nicht zur Kunstmesse zugelassen.

Heute, am Vortag der Eröffnung der diesjährigen ART Cologne, hat die BROTE ARMEE, inzwischen um zig Brotpanzer aufgerüstet, das Gelände des Handelsplatzes für das Kapital Kunst besetzt. Die Brotarmisten stellen den Kunsthandel Treibenden unliebsame Fragen über die Herkunft ihres Geldes und ihre soziale Verantwortung. In Blütezeiten der Schwarzgeldwäsche darf bzw. muss hinterfragt werden, ob die Ware Kunst durch eigener Hände Arbeit erworben oder mit dem Schweiß der Ärmsten und Schwächsten erkauft wurde.

Auch die ausgestellten Künstler müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie sich zu schweigenden Mittätern an der gesellschaftlichen Schieflage machen lassen, mögen ihre Arbeiten noch so sozialkritisch daherkommen. „Zeige mir deinen Sammler, und ich sage dir, wo du stehst.“

Das Foto zeigt den Vormarsch der Brotpanzer vor dem Südeingang des Kölner Messegeländes.

Today, 25 tanks of the  BREAD ARMY occupied the campus of the ART Cologne art fair that starts tomorrow. The BREAD ARMY confronts art dealers and artists with the source of the capital that buys art. Where does the money derive from that buys works of art? Drugs, weapons, prostitution or just exploytation of bad paid working people? Artist have to face the fact that they might support washing dirty and bloody money with their art works.

The photo taken today in front of the entrance of the Cologne art fair show some of the 25 bread tanks.

COP 20: Künstler Hack gründet Wasser-Polizei POLICIA AGUA in Lima

veröffentlicht um 13.12.2014, 13:42 von Hermann Josef Hack

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Lima. Wenn heute der UN-Klimagipfel COP 20 seinem Höhepunkt entgegengeht, hat der deutsche Künstler Hermann Josef Hack bereits mit seinen Aktionen Fakten geschaffen. Seit dem 1. Dezember war Hack in Lima und hatte gleich zu Beginn das dortige Goethe-Institut zum GLOBAL BRAINSTORMING EXPEDITION CAMP erklärt, von wo aus er mit seinem Kollegen Andreas Pohlmann die Gastgeberstadt des Klimagipfels erkundete.
Als sichtbares Zeichen, dass nicht nur geredet, sondern gehandelt werden muss, gründete Hack die POLICIA AGUA = Wasser-Polizei als symbolische Intervention. Im direkten Kontakt mit der Bevölkerung untersuchte er Schwachstellen der Wasserverwendung und legte Verschwendung bloß. Gleichzeitig interessierte er spielerisch nicht nur die Kinder für den sorgfältigen Umgang mit dem kostbaren Nass.
Für die Wüstenstadt Lima, wo es das ganze Jahr nicht einen Tag regnet, ist die Wasserversorgung für über zehn Millionen Menschen das größte Problem. Das Bewusstsein hierfür scheint aber erst noch wachsen zu müssen. Während vor den Glaspalästen großer Konzerne der Rasensprenger ununterbrochen die repräsentativen Grünflächen bewässert, träumen die Bewohner der Randgebiete von fließendem Wasser. Für sie ist der Tankwagen einzige Versorgungsmöglichkeit. Durch die Gletscherschmelze des einzigen Wasserversorgers ist es eine Frage der Zeit, wann sich diese Ressource erschöpft hat. Hack und Pohlmann befragten die Menschen auf der Straße nach ihrer Befindlichkeit, statt sich an den theoretischen und politischen Behauptungen zu orientieren. Denn die Tagungswirklichkeit in der peruanischen Hauptstadt verriet viel über Anspruch und Umsetzung:
„Während die Delegierten in ihren klimatisierten Tagungsräumen bzw. Limousinen und Fünfsternehotels die Gelder verschachern, mit denen die einen sich fuer eine weitere Verschrottung des Planeten freikaufen und die anderen ihre letzten Reservate verschleudern, gehen wir auf die Strassen von Lima und erfahren, dass die Einwohner sich sehr wohl darum sorgen, dass ihr Wasser privatisiert und nur noch den Reichen vorbehalten wird.“ In zahlreichen Einzelaktionen in den Straßen Limas war Hack allein und mit seinen Studenten der Escuela National Superior Autónoma de Bellas Artes del Perú als POLICIA AGUA unterwegs und fand den Kontakt zur Bevölkerung. Auch an der großen Demonstration am 9.12. vor dem Parque de la Exposicion nahm Hack als POLICIA AGUA aktiv teil. Sein Kollege Andreas Pohlmann hat dies umfänglich fotografisch dokumentiert.
Hack war als Teilnehmer der internationalen Wanderausstellung „¡exemplos a seguir!“ www.z-n-e.info auf deren Initiative nach Peru eingeladen worden.
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COP 20: German artist Hermann Josef Hack founds POLICIA AGUA in Lima
Lima. While today the UN-conference on climate change COP 20 gets to the final decisions, the German artist Hermann Josef Hack has already started his action by founding a special POLICIA AGUA in Lima as an art project.
Together with his collegue Dr. Andreas Pohlmann from Cologne, Germany, Hack hit the streets of Lima, asking people in public spots about their habits concerning water. All of them were very concerned about the threatening loss of water ressources and liked the idea of a POLICIA AGUA who cares for the right treatment of the precious element that keeps the city alive.
Several interventions – like a chain of buckets to transport water that blocked the roads – with the people of Lima were based at the Goethe Institute Lima which had been occupied by Hack some days before. Hack declared the Goethe Institute a GLOBAL BRAINSTORMING EXPEDITION CAMP and was invited for a congress at the Escuela National Superior Autónomia de Bellas Artés del Perú, where he recruted some students to participate in his public interventions.
Hermann Josef Hack was invited as representing artist of the exhibition „Ejemplos a seguir!“ in the Museo Metropolitano de Lima www.z-n-e.info.

Cancel documenta 14!

veröffentlicht um 27.11.2013, 10:56 von Hermann Josef Hack   [ aktualisiert: 27.11.2013, 11:08 ]

english version – scroll down
 
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Hermann Josef Hack fordert: Lasst die nächste documenta wegen der Klimakatastrophe ausfallen

In einem offenen Brief (siehe Anlage) an den soeben gekürten Leiter der kommenden Weltkunstschau documenta 14, die 2017 in Kassel stattfinden soll, fordert der Künstler Hermann Josef Hack, eben diese documenta ausfallen zu lassen.
Die Kunst rühme sich seit Jahrhunderten, Wegbereiter für gesellschaftliche Umwälzungen und Seismograph für kulturelle Veränderungen zu sein. Was den Klimawandel angehe, habe sie leider auf ganzer Linie versagt, so Hack, der bereits die vorletzte
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documenta 2007 zum Klimaflüchtlingslager erklärt und symbolisch ein Flüchtlingszelt in Kassel errichtet hatte. „Jedenfalls haben alle etablierten Künstler/innen und Kultureinrichtungen zu lange die revolutionäre Umgestaltung ignoriert bzw. negiert, welche sich durch eine Klimakatastrophe vollzieht. Zu sehr scheint die offizielle Kunstszene sich mit denjenigen arrangiert zu haben, welche unaufhaltsam mit ihrer Gier nach noch mehr Ressourcenverbrauch den Treibhauseffekt verstärken und es nicht zugeben wollen, dass wir bereits den point of no return längst überschritten haben“, so Hack in seinem Brief. Der Kunst fällt noch immer eine besondere gesellschaftliche Verantwortung zu, jedenfalls hat sie sich bisher stets einer Vorreiterrolle gerühmt. „Entweder, sie hat uns nichts mehr zu sagen, dann macht es eh keinen Sinn, sie in einem großen Spektakel zu zelebrieren, oder sie stellt die falschen Fragen – beides Gründe, um einmal auszusetzen,“ provoziert Hack.

Statt dessen plädiert der Gründer des Global Brainstorming Projects, mit dem er 1992 als Teilnehmer des documenta IX-projektes „Van Gogh TV – piazza virtuale“ schon damals Umwelt- und Klimaforscher an entlegenen Orten der Erde auf ihren Expeditionen direkt mit Fernsehzuschauern z.B. über die Auswirkungen des Ozonlochs kommunizieren ließ, dafür, die Spielorte der Kunst für die Unterbringung kommender Klimaflüchtlinge zu nutzen.
Schließlich appelliert Hack an Adam Symczyk und alle Kulturschaffenden, die documenta-Pause zu nutzen, um sich neu aufzustellen und das künstlerische Potential zum Überleben aller auf unserem Planeten einzusetzen, damit es in der Folge weitere documenta-Ausstellungen überhaupt wird geben können.
Foto oben: Hermann Josef Hacks Klimaflüchtlingszelt auf dem Campus der Universität Kassel während der documenta 12 2007


Foto darunter: Hermann Josef Hack ruft während der Eröffnung durch Bundespräsident Köhler die documenta zum Klimaflüchtlingslager aus (Foto: Lotty Rosenfeld, Teilnehmerin d 12)
english version
 
Hermann Josef Hack postulates: cancel the upcoming documenta because of the climate change catastrophe
In an open letter to the just designated director of the following documenta 14 art exhibition, which will take place in Kassel, Germany, every five years, German artist Hermann Josef Hack reclaims  to cancel the upcoming show in 2017.
As all kinds of artists boast the innovation and creative power of art over the centuries, regarding themselves as pathfinders and pioneers and even seismometers tracing social and cultural revolutions –  concerning climate change impacts, they totally failed, Hack states.
The area of the next to last documenta was declared a climate refugee camp by Hack who placed a big refugee tent in the middle of the Kassel University campus and proclaimed his declaration when the German Bundespräsident Horst Köhler opened the documenta in June 2007 (View photo taken by documenta 12 artist Lotty Rosenfeld attached).
Hack accuses the established art scene to act in collusion with those who boost climate change because of their mammonism and who will not admit that the point of no return is already passed.
„If contemporary arts have nothing to say according to this concern, it does not make sense to celebrate such a big art event. If contemporary artists pose the wrong questions, there is either no reason to party,“ Hack provokes the art scene.
Instead the founder of the Global Brainstorming Project, having been part of the documenta IX project „Van Gogh TV – piazza virtuale“ that connected climate researchers with the public via interactive television broadcasts,  pleads for a rededication of the documenta campus into climate refugee camp grounds to welcome forced migrants.
Finally, Hack appeals to documenta direktor Adam Symczyk to take benefit of the documenta intermission for reflection and restart of the art potential to use it for the survival of mankind on this planet. So that there will be a chance to celebrate many more documenta shows in the future.
capture above: Hack’s climate refugee tent placed in the Kassel university campus during documenta 12 in 2007
capture below: Hack declares the documenta 12 a climate refugee camp during the opening by the Bundespräsident of the Federal Republic of Germany Horst Köhler, photographer: Lotty Rosenfeld

Herrn Adam Symczyk

documenta und Museum
Fridericianum
Veranstaltungs-GmbH

Friedrichsplatz 18
34117 Kassel

 

Lieber Adam Symczyk,

herzlichen Glückwunsch zur Ernennung zum Leiter der documenta 14!

Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die documenta 14 ausfallen muss – wegen der Klimakatastrophe.

Schon die documenta 12 hatte ich bei der Eröffnung durch Bundespräsident Köhler zum Klimaflüchtlingslager erklärt und auf dem Campus der Uni Kassel ein Klimaflüchtlingszelt errichtet. Damals wollte niemand wahrhaben, was inzwischen durch Wissenschaftler, mit denen ich bereits 1992 im documenta IX-Projekt „Van Gogh TV – piazza virtuale“ über die Folgen globaler Veränderungen gearbeitet habe, nachgewiesen ist: Der Klimawandel ist unumkehrbar eingetroffen und trifft am härtesten die Verwundbarsten und Schwächsten. Sie werden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und die bislang größte Migrationsbewegung in Gang zu setzen.

Nicht nur die Räumlichkeiten des Fridericianums und die anderen Spielstätten der documenta in Kassel, sondern auch alle anderen Ausstellungshallen und Museen werden für die Unterbringung von Klimaflüchtlingen konfisziert.

Die Kunst rühmte sich seit Jahrhunderten, Wegbereiter für gesellschaftliche Umwälzungen und Seismograph für kulturelle Veränderungen zu sein. Was den Klimawandel angeht, hat sie leider auf ganzer Linie versagt. Jedenfalls haben alle etablierten Künstler/innen und Kultureinrichtungen zu lange die revolutionäre Umgestaltung ignoriert bzw. negiert, welche sich durch eine Klimakatastrophe vollzieht. Zu sehr scheint die offizielle Kunstszene sich mit denjenigen arrangiert zu haben, welche unaufhaltsam mit ihrer Gier nach noch mehr Ressourcenverbrauch den Treibhauseffekt verstärken und es nicht zugeben wollen, dass wir bereits den point of no return längst überschritten haben. Fragt man, wer sind die erfolgreichen Sammler und Förderer zeitgenössischer Kunst, wer finanziert die großen Ausstellungen und Preise, finden sich schnell Zusammenhänge mit großen Energiekonzernen, Banken, Versicherungen und anderen Treibern des weltweiten CO2-Ausstoßes. Wo waren Künstler/innen, als es galt, den Wahnsinn zu stoppen und die endgültige Zerstörung unseres Planeten zu verhindern? Bis auf ganz wenige Einzelkämpfer, die sich gegen den Strom gestellt haben und es noch immer verzweifelt tun, hat sich die Kunstszene dem Markt unterworfen und denen gehuldigt, die ihr mehr Aufmerksamkeit und materielle Aufwertung versprachen.

Als Folge einer selbstverliebten zukunftsunfähigen Kunstszene sollte die nächste documenta konsequenter Weise ausfallen. Ein Zeichen, dass es jetzt ernst ist, sich mit den wirklich wichtigen Fragen auseinander zu setzen.

Das heißt nicht etwa, dass man einfach nichts tut und die Hände in den Schoß legt – vielmehr gilt es, die Zeit zu nutzen, um die kreativen Fähigkeiten aller zu bündeln. Statt zu resignieren und in Fatalismus zu verfallen, sollten wir gemeinsam Strategien und Lösungen entwerfen, wie wir die nicht mehr zu verhindernde Klimakatastrophe abmildern und die sozialen Folgen weltweiter Migration und Umverteilung gerecht verteilen. Das ist eine kulturelle Herausforderung!

Ich rufe Sie daher auf, die documenta 14 zu canceln und das künstlerische Potential in dringendere Aufgaben investieren zu lassen. Setzen Sie ein Signal und geben Sie einen Anstoß, damit die folgenden Generationen sich neu aufstellen und Chancen zum Überleben auf unserem Planeten entwickeln können.

Womöglich wird es danach wieder eine documenta geben können, die an die Tradition der ersten anknüpfen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Hermann Josef Hack