Biografie

Biografie

»Mein Atelier ist die Welt.«

Hermann Josef Hack

Der Künstler Hermann Josef Hack, Jahrgang 1956, studierte u. a. bei Joseph Beuys, war Kunstbeauftragter des Bundesministeriums für Forschung und Technologie und Mitglied des Gründungskuratoriums der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland.

Geboren und aufgewachsen im Rheinland, ist der Standort für

seine Arbeit völlig unwichtig, da seine Projekte sich nicht auf eine klassische Sparte festlegen

lassen, sondern an globalen Fragen arbeiten. Mit dem Global Brainstorming Project gründete Hack eine Initiative, die als Dach über all seinen Aktionen und Projekten steht. Seine Kunst lebt von Kommunikation und schafft neue Fo

rmen der Kommunikation. Sie untersucht im Niemandsland der ultimativen

Medienkommunikation – hierfür prägte Hack den Begriff Ultimedia-Künstler –  die Unschärfe

zwischen dem Bewussten, Planbaren und dem Getriebenen. Mit einem kommunikativen Rauschen, das er in den Äther einspeist, sorgt er für eine Störung, die zu neuen Erkenntnissen führen kann.

 

Bewusst kokettiert Hack mit der Simulation einer weltweiten Institution, z. B. dem World Ministry for Global Brainstorming, mit dessen Mandat er weltweit künstlerische/künstliche wie reale Verbindungen herstellt. So verbreitet er ab 1991 weltweit sogenannte Ideenkollektoren, Taschen aus wetterfestem Material, die allen noch nicht realisierten Ideen als Nistplätze dienen sollen. Einige dieser Objekte waren an Bord von Forschungsschiffen, Polarstationen und umkreisten sogar die Erde in der D2-Weltraummission. Über dieses Projekt ergab sich ein Kontakt zu Forschern und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt, die er in sein globales Brainstorming ebenso wie die breite Öffentlichkeit einbezog.

In seinen Kunstprojekten und Aktionen setzt er sich ebenso für Ausgegrenzte und Benachteiligte ein, überführte die Beuys’sche Soziale Plastik in den Cyberspace, in dem er als einer der Ersten in Deutschland Internetkunstprojekte mit allgemeinem Zugang entwickelte.

Herausragende Aktionen waren z.B. das weltweit erste interaktive Fernsehprojekt Van Gogh TV – piazza virtuale -, das Hack gemeinsam mit der Künstlergruppe Ponton zur documenta IX 1992 durchführte. Mit seinem Global Brainstorming Project ließ er die Öffentlichkeit unmittelbar mit Forschern und Wissenschaftlern an entlegenen Orten über neueste Kommunikationstechniken in Verbindung treten und so an der Suche nach Lösungen für globale Umweltveränderungen partizipieren.

Die erste Bildtelefonverbindung zwischen Forschern am Nordpol, am Südpol und Museumsbesuchern (Polarnacht, Kunstmuseum Siegburg 1994, nebenbei als Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen) sowie die erste Videokonferenz zwischen der Besatzung des Forschungsschiffes Polarstern in der Antarktis und Besuchern des Museums Koenig in Bonn waren wichtige Schritte, um die bis dahin abgeschotteten Wissenschaftler mit der Öffentlichkeit ins Gespräch zu bringen.

Die neuen Kommunikationstechniken hinterfragte Hack immer kritisch nach ihrem Nutzen für die Allgemeinheit, also auch für die Schwächsten. Mit seinem Virtuellen Dach www.hack-roof.de forderte er schon 1995 kostenlose Internetzugänge für Obdachlose und verkaufte symbolisch den Himmel über Köln, Oberhausen, Kassel und Bonn gegen Zukunftsvisionen. Die visuellen und interaktiven Möglichkeiten globaler Kommunikationsnetze erprobte Hack in Aktionen mit Museumsbesuchern z.B. im Los Angeles Convention Center und zeitgleich in der Bundeskunsthalle Bonn (Charles Lindbergh’s Last Dream 1997) oder im Kunstmuseum Bonn (Internet-Barock 1998).

Mit dem Arme-Socken-Teppich aus den Strümpfen tausender Erwerbsloser, auf dem Kanzlerkandidat Gerhard Schröder 1998 medienwirksam zur Bundestagswahl schritt, und den Hack später vor dem Bundeskanzleramt zu den Spitzengesprächen des Bündnis für Arbeit ausrollte, machte er darauf aufmerksam, dass die Betroffenen nicht an den wichtigen Gesprächen beteiligt waren.

Das Virtuelle Hochhaus des Volkes über dem Reichstag baute Hack ab 2000 im Internet. Hier konnte jeder ein Zimmer über dem Bundestag beziehen und so seinen Abgeordneten aufs Dach steigen. Direkte Email-Kontakte zu den MdB wurden eingerichtet und ein Dialog zwischen den Parlamentariern und ihren Auftraggebern gefördert.

Wichtiger als zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen (Prix Ars Electronica 1997, Machida Museum for Graphic Arts Tokyo 1999 und 2000) ist Hack die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen, das ihm von den Ausgegrenzten und Benachteiligten entgegen gebracht wird. Den Atlantis Kunstpreis 2003 gab Hack zurück, weil er sich nicht mit der Arbeit der Auslober identifizieren konnte.

Über die Jahre hat Hack alle Projekte und Aktionen in seinen über 50 Arbeitsbüchern, die er überall mit sich führt, skizziert und illustriert. Es entstanden völlig neue Bilderfindungen, die er zeichnerisch auf die wichtigsten Formen reduzierte, z.B. die berühmten Brotautos, Technomaden (Figuren mit Satellitenschüsseln als Kopf) usw.

»Ich muss immer zeichnen, seit ich mich erinnern kann,«

so Hack. In seinen Skizzen, Zeichnungen, Aquarellen wie in den groß- und mittelformatigen Zeltplanen, die in verschiedenen Museen, Galerien und Ausstellungen zu sehen sind, werden seine Aktionen fortgesetzt, obwohl diese Bilder ein eigenständiges künstlerisches Werk darstellen. Hack nimmt Stellung zu aktuellen politischen und sozialen Themen. All dies erfolgt im Kontext zu seinem Global Brainstorming Project, denn alles hat seine Verbindung zur gesamten Welt.

Hermann Josef Hack war bzw. ist als Gastdozent tätig bei

  • Cusanus-Werk (Sommerakademie)
  • Politische Akademie Tutzing
  • Universität Hohenheim
  • Privat-Universität Witten-Herdecke
  • ecosign Design-Akademie Köln

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