Nur die Kunst wird den Klimawandel stoppen
Aktionen mit dem Künstler Hermann Josef Hack und seinen Studierenden der ecosign/Akademie für Gestaltung in der Kölner Innenstadt.
am Donnerstag, 18. Dezember 2008,
Start: 11 Uhr auf dem Friesenplatz West, Köln
ONLY ART WILL STOP CLIMATE CHANGE lautet nicht nur das Motto des Seminars, das der Künstler Hermann Josef Hack an der ecosign/Akademie für Gestaltung in Köln www.ecosign.net anbietet, sondern ist die feste Überzeugung, aus der heraus die Studierenden ihre Mitmenschen auf die Notwendigkeit hinweisen wollen, jetzt alles zu tun, um den Klimawandel aufzuhalten.
Mit verblüffenden Aktionen im Kölner Stadtbild wollen die werdenden Designer/innen die Aufmerksamkeit der Passanten auf die Folgen des Klimawandels lenken. „Nur wenn wir eine bildliche Vorstellung von den Auswirkungen der Klimakatastrophe kriegen, werden wir vom Verdrängen zum Handeln kommen,“ so Pina Kohnen, die mit ihrer Kommilitonin Monika Delic auf der Hohe Straße Passanten durch eine Moskito-Schutz-Maßnahme aufrütteln will. Marc Daniel Karkowsky wird auf dem Friesenplatz eine Gedenkstätte für die kommenden Opfer von Fluten und Desertifikation errichten, Tim Choryan thematisiert das Verschwinden der Kölner Bienen und Manja Kühn plakatiert Motive, welche die naive Anpassungsstrategie mit dem Slogan „Weiter so!“ anhand politischer Verantwortungsträger bloß stellt. Das ursprünglich angekündigte Projekt von Thomas Epping in der Galerie Pamme-Vogelsang kam leider nicht zustande, weil einige der dort ausstellenden Künstler sich nicht auf dessen Idee einlassen wollten.
Diego Menten, Cornelius Vogel, Markus Diefenbacher, Carina Groth, Thomas Epping, Ralf Garbe und Eugen Panov warten mit weiteren Überraschungen auf.
„Es ist ermutigend, wie diese jungen Menschen gegen den Strom der allgemeinen Verdrängung schwimmen und der Anpassungsstrategie mit kreativen Ideen trotzen“, so Hack, der mit seinem Aufruf ONLY ART WILL STOP CLIMATE CHANGE inzwischen führende Klimaforscher überzeugt hat, dass es jetzt darauf ankommt, die Menschen zu erreichen, um die Erkenntnisse in Handeln umzusetzen, “wir mussten erleben, dass selbst Künstler sich unserem Projekt widersetzten. Es ist also noch sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Ein Grund mehr, diese Interventionen durchzuführen.”
Die Aktion der ecosigner startet am Donnerstag, 18. Dezember, um 11 Uhr, mit einem Pressetermin auf dem Friesenplatz West. Die weiteren Standorte werden dort bekannt gegeben.
Wir danken der Fa. LokayDruck www.lokay.de für die freundliche Herstellung der Plakate.
Zur Eröffnung mit den Akteuren und Hermann Josef Hack sowie zu den einzelnen Aktionen sind Sie herzlich eingeladen.
Folgende Einzelaktionen sind als Interventionen in der Kölner Innenstadt zu sehen:
Tim Choryan
Rückruf der Kölner Bienen
Mit seiner Aktion macht Tim Choryan auf ein Phänomen aufmerksam, dass nicht nur unter Biologen für Unruhe sorgt. Von Albert Einstein wird der Ausspruch überliefert, dass, wenn die Bienen sterben, vier Jahre später der Mensch stirbt. Schon jetzt verschwinden auch hierzulande ganze Bienenvölker, ohne dass man sich das erklären kann.
Tim Choryan installiert im Stadtbild von ihm selbst gefertigte Bienenkörbe. Unscheinbar und zufällig mögen Passanten diese wahrnehmen. Ausgehend von einer gewissen Verwunderung mag dann jeder selbst der Frage nachgehen, was das für ihn/sie selbst zu bedeuten hat. Installationsorte rund um den Neumarkt.
Manja Kühn
„Klimaanpassung“ – lebensgefährliche Naivität
Plakataktion der Ecosign-Studentin Manja Kühn im Rahmen des Kunstseminars ONLY ART WILL STOP CLIMATE CHANGE mit Hermann Josef Hack
Es ist mittlerweile jedem bekannt, dass der Wasserspiegel steigt und sich Wüsten schneller denn je ausbreiten. Durch den Klimawandel wird sich vieles verändern, und wir stecken mitten drin. Statt alles zu tun, um den Klimawandel zu stoppen, belassen es die Entscheidungsträger dabei, eine Anpassungsstrategie zu verfolgen und sich auf den in seinen Folgen dramatisch abzeichnenden Wandel einzustellen, d.h. ihn zu akzeptieren. Dass dies schon jetzt für viele Menschen in ärmeren Ländern tödliche Folgen hat, wird ignoriert und stattdessen eine Mauer um Europa gezogen.
Mit ihrer Plakataktion will Manja Kühn die Aufmerksamkeit auf die Gefahr lenken, die darin liegt, dass wir uns naiv wie kleine Kinder in der trügerischen Sicherheit wähnen, Veränderungen wie die Genmanipulation oder zukünftige Heilsversprechen würden es irgendwie schon richten. Dieses „Weiter so!“ wird von ihr ironisch und drastisch anhand von prominenten Entscheidungsträgern vorgeführt, an denen kleine Manipulationen vorgenommen wurden. Manja Kühn hat sie wie Kinder dargestellt, denen man im Gegensatz zu Politikern Naivität zubilligt. Dass derlei Naivität im Umgang mit dem Klimawandel uns in Lebensgefahr bringt, lässt sich aus den Plakaten ohne erhobenen Zeigefinger ablesen. Das macht sie sehenswert und wirksam.
Marc Daniel Karkowsky
“Fahnen auf Halbmast gegen den Klimawandel” . Friesenplatz West
Schon Heute leiden viele Menschen unter den Folgen des Klimawandels. Im Sudan etwa kommt es bereits zu ethnischen Konflikten in Folge von Ressourcenknappheit und zunehmender Wüstenbildung. Die Zahl derer, die derzeit unmittelbar vom Klimawandel betroffen sind, beläuft sich auf ca. 2 Milliarden Menschen. Sie bekommen bereits die ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen dieser stillen, aber nicht unabwendbaren Katastrophe zu spüren.
Aus diesem Grund wird der Kommunikationsdesignstudent Marc Daniel Karkowsky mit seiner Aktion: “Fahnen auf Halbmast gegen den Klimawandel” eine Gedenkstätte für eine handvoll Länder errichten, die zu den ersten Opfern von Fluten und Desertifikation gehören. Die Aktion findet am 18.12.2008 von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr auf dem Friesenplatz West statt.
Ralf Garbe, Markus Diefenbacher, Cornelius Vogel
“Weggedrückt” – Schildergasse, Bierbrunnen (vor dem Kaufhof)
Mit ihren Skulpturen kritisieren Ralf Garbe, Markus Diefenbacher und Cornelius Vogel die Art und Weise, wie mit dem Klimwandel umgegangen wird. An öffentlichen Orten installieren sie eine Vorrichtung mit einem “Escape Button”, wie man ihn vom Computer kennt. So sehr man auch diesen Knopf drücken mag, aus dem Klimawandel gibt es kein Entkommen, auch wenn viele uns das glauben machen wollen.
Eugen Panov
“Öffentliche Bekanntmachung – Fundementerhöhung” – Häuser nähe Friesenplatz
Eugen Panov fordert mit fiktiven Schreiben, die er an die Außenwände von Gebäuden befestigt, die jeweiligen Bewohner/innen auf, in einer befristeten Zeit die Fundamente ihrer Häuser um einige Meter zu erhöhen, um so dem Anstieg des Meeresspiegels zu trotzen.
Die Form ist an eine offizielle Aufforderung der Stadt Köln angelehnt, so dass man im ersten Moment nicht erkennt, dass es sich hier um eine gedankliche Übung handelt und nicht um die fatale reale bürokratische Lösung à la Umweltplakette.
Monika Delic, Pia Kohnen
Anti Mosquito Einheit (AME) – Hohe Straße, mobile Einheit
Die ecosign-Studentinnen Pina Kohnen und Monika Delic nutzen die Menschendichte des vorweihnachtlichen Einkaufstreibens auf Kölns größter Geschäftsstraße, um durch eine Kunstaktion eine erschreckende Folge des Klimawandels hierzulande vorwegzunehmen. Mit der Ansiedelung von Malaria-Mücken, welche durch den allgemeinen Temperaturanstieg in unsere Gegend vordringen werden, kann sich die Tropenkrankheit Malaria auch hier in Köln ausbreiten. Um dies erlebbar zu machen, inszenieren die werdenden Designerinnen einen epidemischen Zustand mitten in der Kölner Innenstadt. Eine dreiköpfige Anti Mosquito Einheit (AME) wird auf der Hohe Strasse Passanten kurz aus ihren vorweihnachtlichen Einkäufen herausreißen. Mit ihrer Aktion, die unter dem Motto ihres Lehrers Hermann Josef Hack ONLY ART WILL STOP CLIMATE CHANGE als eine von mehreren Projekten an diesem Tag in Köln realisiert wird, wollen sie dazu beitragen, dass die Erkenntnisse über den Klimawandel von uns allen jetzt in Handeln umgesetzt werden. „Nur wenn wir jetzt unser Verhalten ändern, können wir verhindern, dass solche Situationen Alltag werden,“ so Pina Kohnen. „Verdrängen ist der falsche Weg, daher wollen wir durch unsere Kunstaktion die Menschen wachrütteln“, erklärt Monika Delic das Motiv ihrer Arbeit. Weitere Informationen auf folgenden Links:
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/22/379826/text/
Carina Groth, Diego Menten
Demo gegen Kölner Großklimaanlage – ab 13 Uhr Frankenwerft Höhe Heumarkt/Deutzer Brücke
Carina Groth und Diego Menten demonstrieren gegen eine Riesenklimaanlage, mit der die Stadt Köln, so ihre Fiktion, versucht, den Klimawandel auszugleichen. Die Absurdität dieses Bauvorhabens bilden sie durch ihre Protestkundgebung ab. Wer meint, das sei bei den Haaren herbeigezogen, verkennt, dass die naive Sorglosigkeit, mit der nicht nur die kommunalen Politiker und Behörden dem Klimawandel entgegen sehen, die verrücktesten technischen Möglichkeiten ersinnt, in der Hoffnung diese könnten ein Umdenken und klimabewusstes Handeln ersetzen.
Thomas Epping
ONLY CLIMATE CHANGE CAN STOP ART
Mit seinem Konzept, die Bilder einer Ausstellung in der Galerie Pamme-Vogelsang bis unter die Decke zu hängen, um so auf die von ihm durch Wasserpegelmarkierungen prognostizierten klimabedingten Flutszenarien hinzuweisen, fand Thomas Epping anfangs die Unterstützung der Galeristin. Allein die dort ausstellenden Künstler/innen waren überwiegend nicht bereit, ihre Arbeiten für einen Tag umhängen zu lassen. Eine wichtige Erkenntnis, die ohne Eppings Aktion so nicht an den Tag gekommen wäre.
Mein Fazit: ONLY ART WILL STOP CLIMATE CHANGE – BUT NOT ALL ARTISTS ARE READY FOR A CHANGE. ARE YOU READY FOR A CHANGE?
Hermann Josef Hack